Marianne Thoermer (*1987, in Halle), die anfänglich aus der Malerei kommt, sich während ihres Kunststudiums in Berlin und London vor allem mit textiler Kunst, teilweise großformatigen Installationen Ausdruck verschafft und international Bekanntheitsgrad errungen hat, wendet sich seit der Coronapandemie wieder verstärkt der Leinwand zu. Die intensive Auseinandersetzung besonders mit Textilien, verschiedensten Materialien und Medien prägen ihre Malweise, was besonders beim Betrachten Ihrer jüngsten Arbeiten stark ersichtlich wird. Gekonnt gelingt es der interdisziplinär schaffenden Künstlerin, die enorme Stofflichkeit ihrer dreidimensionalen textilen Werke auf das zweidimensionale Bild zu übertragen.
Die Formen und Farben ihrer Gemälde wirken auf organische Weise ineinander verwoben, während ihren Glaswachs- und textilen Arbeiten etwas Malerisches innewohnt. Die aus Glaswachs und textilen Applikationen bestehenden, komplex beschaffenen fantastisch-abstrakt wirkenden Landschaften rufen einerseits die Erinnerung an organisch-gewachsene Naturformen hervor, können andererseits aber auch psychologische Zustände oder unterbewusste Empfindungen bei der betrachtenden Person evozieren und somit als „innere“ seelische Landschaftsbilder gedeutet werden.
Bei genauer Betrachtung Thoermer’s Gemälde scheint das Augenmerk auf dem Festhalten scheinbar flüchtiger Momente zu liegen, was sie allerdings keineswegs sind, zumal sie eine starke, emotionale Resonanz bei den Betrachtern*innen erzeugen. Der Mensch, das Zwischenmenschliche, Selbstreflexion ebenso wie Identitätssuche und -Findung stehen im Mittelpunkt einer Vielzahl ihrer Werke. Thoermers Werke reflektieren über das Vergangene sowie Überdauernde beziehungsweise das Verhältnis von Vergangenheit und Gegenwart.
Text: Galerie Sechzig